en | de
Robert ter Horst

pixcellstills
(2016)

Von der Fotografie zur Fotografik

Mehr Informationen

Die vorliegende Arbeit basiert auf Kinofilmen. Da die Pixelanzahl eines Filmbildes stets gleich groß ist, kam mir die Idee, ein anderes System zu erdenken, welches die Bildpunkte neu arrangiert. Mein Bruder, der Informatiker ist, schrieb mit mir dazu ein Computerprogramm, das pixel-basierend, also auf der digital kleinsten Bildebene, Berechnungen vornehmen kann. Da dies auf der kleinsten Ebene des Mediums passiert, kann auch von einer konstruktivistischen Arbeitsweise gesprochen werden.

Die jeweiligen Filme, welche im Format 1920x1080 Pixel vorlagen, wurden dazu von mir in Einzelbilder zerlegt, so dass ca. 6000 Einzelbilder pro Film entstanden. Dafür wurde jeder Sekunde des Films der erste Frame entnommen und anschließend die Pixelanzahl (FullHD=2Mpx) des Bildes durch die Menge der Frames (Bsp. 6000) geteilt, wodurch sich eine Pixelbreite ergab. In entsprechender Breite wurde von jedem Frame ein kleiner Teil entnommen, bis das berechnete Bild chronologisch gefüllt war und den "gesamten" Film auf einen Blick abbildet. Ähnlich wie ein Zeitraffer Video, nur als Einzelbild. Jeder entnommene Pixel sitzt dabei wieder an seinem ursprünglichen Platz (z.B. im oberen Teil des Bildes der Himmel).

Die entstehenden Bilder können auch als theoretische Zwischenbilder beschrieben werden. Die systematische Zersetzung zerstört die Informationsstruktur des Ausgangsmaterials, schafft aber eine neue, kein gegenständliches Motiv mehr beschreibende Information und eröffnet dadurch neue Interpretationsmöglichkeiten. Alle im berechneten Bild zu sehenden Tonwerte sind Informationen, die ebenfalls während des Films zu sehen sind, in chronologisch gleicher Reihenfolge, nur eben anders arrangiert.

Die Bildentstehung ist also auch von ihren Metadaten, genauer dem Zeitstempel der Einzeldateien abhängig. Ein Faktor der nur digital möglich ist. Ebenfalls ein Hauptmerkmal der digitalen Bilder ist, dass sie eigentlich keine Photos im ursprünglichen Sinne der Reproduktion sind, sondern eher Möglichkeiten oder Variationen von Informationen, die leicht zu manipulieren sind und erst gedruckt eine bleibende Form finden. Entstanden ist eine nicht abbildende, sondern produktive Fotografie oder vielmehr digitale Fotografik, die eigenständig ihre Motive innerhalb der Gesetzmäßigkeiten der digitalen Gestaltung sucht, indem mithilfe von Informationstechnologie ästhetische Prozesse beeinflusst werden.

Ist die pixelweise generierte Bilderzeugung hier zwar nicht auf ein reales Kamerabild angewiesen, so braucht sie trotzdem zuvor erstelltes Material. Die Quelle kann aber sowohl real gefilmtes Material, als auch per Animation entstandenes Material enthalten. Es ist also nicht zwingend das Aufzeichnen für uns realer Welten durch eine Kameralinse notwendig, obwohl bei der Rezeption der Bilder vermutlich von einer "Fotografie" ausgegangen wird. So habe ich bei dieser Abeit sowohl real gefilmte Filme verwendet, als auch reine Zeichentrickfilme (hier hat die zur Aufnahme verwendete Kamera keinen Einfluß auf den Bildinhalt gehabt). Ebenso habe ich reine Animationsfilme ("Linsenfreie") und Hybride (z.B. nachcolorierte Filme) verwendet.

Filme: Shining, Matrix 1, Mad Max 1

(Inkjetprint oder Laborabzug auf Träger, 130x230cm)

Erst zu sehen: Austellungsansicht FH Bielefeld: Mad Max 1, Matrix & Shining + Ausschnittsvergrößerung Shining
Motive Unten: 7179 (Shining), 8178 (Matrix 1), 5592 (Mad Max 1), 2928 (Atlantik Dokumentation)







Pixcellstills by Robert Krischan ter Horst

Pixcellstills by Robert Krischan ter Horst

Pixcellstills by Robert Krischan ter Horst








7179 (Shining) by Robert Krischan ter Horst



5433 (Matrix) by Robert Krischan ter Horst



5592 (Mad Max) by Robert Krischan ter Horst



5433 (Atlantik) by Robert Krischan ter Horst