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Robert ter Horst

Pixcell
(2015)

Java Software Programmierung: Hendrik Roman ter Horst

Werkbeschreibung

Ausgangspunkt dieser Arbeit war mein Interesse, was für Bilder nur mit digitalen Mitteln möglich sind. Analoge Fotografie arbeitet mit dem Korn zur Darstellung, digitale Fotografie mit Pixeln. Korn ist immer eine zufällige Verteilung, Pixel dagegen haben stets ein festgelegtes Maß, wodurch ein festes Raster entsteht und ein Austausch der Pixel möglich wird.

In meiner Arbeit habe ich 700 Aufnahmen mit gleicher Kameraeinstellung im 10 Sekunden Takt aufgenommen, die schließlich zu einer Aufnahme zusammengeführt wurden. Die Belichtung war bei Beginn der Aufnahme korrekt, nach ca. 3 Stunden (in der Nacht) jedoch völlig unterbelichtet.
Das dazu notwendige Programm wurde speziell für diesen Zweck von meinem Bruder (Informatiker, MA) geschrieben. Dabei wird die Pixelanzahl des Bildes durch die Menge der Aufnahmen geteilt, wodurch eine Pixelbreite benannt wird. Das Bild wird nun in entsprechender Breite von jeder gemachten Aufnahme in konfigurierbarer Form gefüllt. Alles was während der Aufnahmen still stand (z.B. Architektur) wird "korrekt" wiedergegben, da die Tonwerte bei jeder Aufnahme gleich bleiben, bzw. nur in die Nacht hinein dunkler werden. Anders als die Fußgänger, Autos und Ampellichter. Diese werden abstrahiert wiedergeben, da sie in Bewegung sind und von den Einzelbildern, auf denen sie komplett zu sehen wären, jeweils nur ein kleiner Teil verwendet wird.

In dem Ergebnis wird vergangene Zeit sichtbar und der Betrachter kann den Lauf des Lichtes beobachten. Die einbrechende Nacht hat die Anmutung eines analogen Bildfehlers und erzählt eine eigene Geschichte des „foto“-grafierten Ortes. Auch kann Bewegung festgehalten werden. Durch die Vermischung sämtlicher Bildebenen stellt sich ebenfalls die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit Realität und Konstruktion in fotografischen Bildern.

Bei dieser Arbeit war für mich auch von großem Interesse, ob durch die Berechnung der Bilder und der berechneten Zerlegung des Motivs ein ästhetischer Mehrwert möglich sein könnte. Darüberhinaus stellte sich die Frage: Kann ich ein zufälliges Ergebnis mit digitaler Bildverarbeitung erreichen? Die Antwort darauf liefert das Medium selbst, digitale Bilder können nur durch ihre klare Definition an Farbwerten bestehen. Der Computer selbst kennt bekanntlich nur 0 oder 1, so kann das Ergebnis nie zufällig sein, selbst sogenannte „Zufalls“-Algorithmen folgen immer einer Vorgabe. Das Ergebnis dieser Berechnungen kann jedoch über die Anzahl der verwendeten Bilder entscheidend variiert und beeinflusst werden, wodurch abstrakte Formen bestimmt werden können, die mit dem „natürlichen“ Bild konkurrieren oder es harmonisch ergänzen. So werden neue Interpretationsräume von Zeit, Raum und Bewegung für den Betrachter eröffnet.

(Inkjetprint, 150x225cm)




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